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Es ist so furchtbar menschlich! Alles scheint in bester Ordnungs, die Familie hat mit kleinen Problemen zu kämpfen, schafft es aber gemeinsam immer wieder Kraft zu ziehen. Doch dann schleichen sich Dinge ins Leben, die irgendwann einfach zu viel für alle werden… Die Saat beginnt zu sprießen, doch erwächst keine schöne Blume. Das deutsche Drama mit Hanno Koffler und Dora Zygouri in den Hauptrollen wurde u.a. auf der Berlinale gezeigt.

Kinostart: 28. April 2022

STORY:

Im Schweiße seines Angesichts schuftet Rainer auf der Baustelle. Sein erster Job als Bauleiter ist die dringend benötigte große Chance. Die steigenden Mieten in der Stadt haben ihn, seine schwangere Frau und die 13-jährige Tochter Doreen bereits zum Umzug in ein renovierungsbedürftiges Häuschen im Umland gezwungen. Doreen ist zunächst nicht begeistert von ihrem neuen Leben, doch dann lernt sie das Nachbarmädchen Mara kennen, deren Eltern so reich wie borniert sind. Die neue Freundschaft wird schnell zum Spiel mit dem Feuer. Mara stachelt Doreen zu bösen Streichen an und verwickelt sie in einen Diebstahl. Unterdessen wird Rainer auf der Arbeit degradiert und durch den kühlen Pragmatiker Jürgen ersetzt, der ausschließlich die Interessen der Investoren im Blick hat und das Bauprojekt skrupellos auf Profit ausrichtet. Als ein älterer Mitarbeiter gefeuert werden soll, stellt sich Rainer gegen den neuen Vorgesetzten und wird unwillkürlich zum Anführer eines aufkeimenden Widerstands. Mit unaufhaltsam steigendem Druck beschreibt Regisseurin Mia Mariel Meyer in ihrem zweiten Spielfilm eine durch Kapitalismus entmenschlichte Welt, in der der Kampf für Gerechtigkeit und Integrität zur Zerreißprobe wird.

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Daten zum Film:

Drama
Deutschland, 2021
mit Hanno Koffler, Dora Zygouri, Anna Blomeier, Andreas Döhler, etc.
Freigegeben ab 12 Jahren
Laufzeit: Ca. 100 Minuten
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OT: „Die Saat“

*  Kein Film für Jugendliche, die vielleicht selbst aktuell schon ein wenig in der Krise stecken. Dieser Film ist zwar insgesamt mit seiner FSK-Freigabe ab 12 Jahren gerechtfertigt, doch inhaltlich sehe ich hier eher das erwachsene Publikum und selbst da würde ich einigen noch abraten, die in vergleichbaren Situationen feststecken.

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Darsteller und ihre Rollen:

Hanno Koffler: Rainer Matschek (Vater)
Anna Blomeier: Nadine Matschek (Mutter)
Dora Zygouris: Doreen Matschek (Tochter)
Andreas Döhler: Kleemann
Robert Stadlober: Klose (Chef)
Roland Bonjour: Toni
Hussein Eliraqui: Martin
Helena Pieske: Frieda
Lilith Julie Johna: Mara (Freundin)
Ferhat Keskin: Friedrich
Eve Rades: Claudia
Abak Safaei-Rad: Shirin
u.a.

Hanno Koffler spielt den Vater Rainer, der seinen Job als Bauleiter hart erkämpft hat und ihn doch wieder an einen erfahreneren Kollegen verliert. Koffler ist seit 2001 Schauspieler und hatte zunächst eine Rolle im Kurzfilm „Mein lieber Herr Gesangsverein“. Der erste größere Film und sein Durchbruch in Deutschland war denn 2003 „Anatomie 2“ u.a. an der Seite von August Diehl. Erst im Anschluss absolvierte er ein Schauspielstudium in Wien und schloss dieses 2007 ab. Doch gleichzeitig konnte er mit „Rabenbrüder“ (2006) weitere Erfolge im Filmbusiness verbuchen. Weitere Filme mit Kofler sind u.a. „Krabat“ (2008), „Unter Strom“ (2009), „Härte“ (2015), „Werk ohne Autor“ (2018), „Prey“ (2021). Zudem war er in den letzten Jahren auch in Serien wie „Beat“ (7 Folgen – 2018), „Der Pass“ (8 Folgen – 2018 bis 2019) und „Das Geheimnis des Totenwaldes“ (6 Folgen – 2020) vor der Kamera.

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Dora Zygouri spielt die Tochter Doreen. Die Jungschauspielerin wurde 2007 geboren und in Deutschland durch ihre Rolle der Emilia Grimmer in „Dogs of Berlin“ (6 Folgen – 2018) bekannt. Zudem spielte sie in „World on Fire“ (5 Folgen – 2019) und hatte eine kleine Rolle in der internationalen Produktion „Das Damengambit“ (1 Folge – 2020). „Die Saat“ ist ihre erste Filmrolle und gleich auch eine Hauptrolle.

Sharks Filmreview

„Die Saat“ ist kein Hollywoodkino, kein Special-FX-Machwerk, sondern ein Drama mitten aus dem Leben. Ich fürchte, was man hier zu sehen bekommt, trifft auf viele Familien zu und man erkennt  sich teilweise vermutlich in einigen Dingen wieder. Der Titel ist aus meiner Sicht zwar zunächst absolut nichtssagend, doch ergibt er im Nachhinein absolut Sinn. Es ist fast schon poetisch, diesem Film diesen Namen zu geben. Die beiden Hauptfiguren Vater und Tochter spielen zwar als Familie eine gemeinsame Rolle und doch hat jeder Figur noch eine zusätzliche Handlung, die getrennt der Haupthandlung erzählt wird. Die Story und vor allem die stetig aufbauende Dramaturgie des Films gefällt mir ausgezeichnet und auch die Casting-Abteilung hat hier sehr gute Arbeit geleistet. Hanno Kofler spielt überzeugend, doch das schauspielerische Highlight ist für mich die junge Dora Zygouris! Sie ist sehr authentisch und glaubhaft, was zu einem Großteil für den guten Unterhaltungswert des Films verantwortlich ist.

Bei den kleineren Nebenrollen sind leider einige Darsteller im Einsatz, die aus meiner Sicht zu wenig Erfahrung und auch schauspielerische Fähigkeiten mitbringen. Hier wirkt es manchmal doch sehr gestellt und holprig. Noch einer ist da, der mir aufgefallen ist: Robert Stadlober! Kennt man ihn noch? Er war mal einer der vielversprechendsten, deutschen Jungschauspieler und wurde durch den Film „Crazy“ im Jahr 2000 bei uns quasi über Nacht zum Star. Bewusst habe ich ihn schon ziemlich lange nicht gesehen und war kurz erschrocken, dass er offenbar älter geworden ist, als ich ihn in Erinnerung hatte. Ein bisschen hoffe ich für ihn, dass man ihn hier bewusst hat ein wenig älter aussehen lassen.

Ich mag deutsche Filme und besonders, wenn sie wie „Die Saat“ auch einen gewissen Tiefgang mitbringen. Auch wenn es in einigen Bewertungspunkten Defizite gibt, so konnte er mich in Punkt Spannung und Unterhaltung durchaus fesseln. Mit dem Ende bin ich nicht so richtig einverstanden, aber das werde ich hier selbstverständlich nicht verraten!

Einzelbewertung:
Story: 7/10
Drehbuch/Dramaturgie: 8/10
Casting/Besetzung: 7/10
Hauptdarsteller: 9/10
Nebendarsteller: 6/10
Schauplätze/Ausstattung: 6/10
Sprache/Dialoge: 6/10
Schnitt/Kamera: 6/10
Musik: 3/10
Kostüm: 6/10
Make-Up: 6/10
Unterhaltungswert: 7/10
Drama: 7/10

Nicht in der Gesamtwertung enthalten:
Filmtitel: 8/10
Synchronisation: keine

HaiHaiHaiHaiHaiHaiHaiHaiHai  (6,5 von 10 Sharks)

Fazit:

Ein Film, der seinen Spannungsbogen stetig weiter aufbaut und letztlich die vielen kleinen Probleme des Lebens zu einem existenziellen Hammer werden lässt. Dieses Drama sollte man sich gezielt aussuchen, aber wenn man weiß worauf man sich einlässt, dann ist es ein ausgezeichneter Film.

Text: The Shark, Missing Films
Fotos:  © Missing Films
Daten/Infos: Missing Films, Wikipedia, IMDb
Video: YouTube – Channel/Copyright: Missing Films

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